Jedes Land hat seine Besonderheiten und Eigenarten. Natürlich auch Island. Viel zu beachten gibt es nicht. Es herrscht die gleiche Freizügigkeit, wie man sie aus anderen nordeuropäischen Ländern kennt. Wer sich mit gesundem Menschenverstand, Respekt und der notwendigen Zurückhaltung eines Gastes bewegt, wird gut in Island auskommen. Aber ein paar Dinge sollte man wissen und tunlichst meiden, wenn man es sich nicht mit den Isländern verscherzen möchte.
Regeln im Schwimmbad missachten
Island hat eine ausgeprägte Badekultur. Während in Deutschland die meisten Städte nur noch mit Mühe und Not die finanziellen Mittel zusammen bekommen, um öffentliche Bäder zu unterhalten, sind in Island oft die kleinsten Gemeinden mit einem Schwimmbad ausgestattet. Zugegebenermaßen sind das nicht immer die größten Schwimmbäder und Dinge wie Rutschen und Sprungbretter sucht man vergebens. Aber die Schwimmbäder sind gut besucht und gibt es kein Schwimmbad, dann sind es Hot Pots, die die Isländer zum Verweilen und zur Unterhaltung untereinander animieren.
Aber Obacht, wenn man sich als unwissender Gast unter die Isländer mischt. Es gibt klare Regeln bei einem Schwimmbadbesuch, die strengstens einzuhalten sind. Dazu kann man sich das Schwimmbad in verschiedenen Zonen vorstellen. Zone 1 betritt man sofort. Im Eingangsbereich muss man sich erstmal seiner Schuhe entledigen. Niemand betritt die Umkleiden mit angezogenen Schuhen. Diese lässt man im Eingangsbereich, meist samt dem Dreck, den man in Island an den Schuhen hat, in kleinen Regalen zurück. Auf Socken geht es dann in Zone 2, der Umkleidekabine.
Je nach Größe des Schwimmbades sind diese mit Spintschränken oder auch nur mit einfachen Haken versehen. Hier lässt man seine Kleidung und sonstigen Dinge zurück und geht, bewaffnet mit Badesachen, Duschgel und Handtuch in Zone 3. Diese stellt den Übergang zwischen den Duschen und den Umkleiden dar. Hier kann man in kleinen Fächern sein Handtuch deponieren, bevor es zum Duschen geht, der Zone 4. In dieser Zone heißt es, sich komplett seiner Badekleidung zu entledigen und zu duschen. Vor allem der Kopf, die Achselhöhlen, Genitalbereich und Füße sind gründlich mit Seife oder Duschgel zu waschen. Letzteres ist zumeist frei erhältlich in Spendern zu bekommen. Geht man ohne diese gründliche Hygiene ins Schwimmbad, muss man sich nicht wundern, wenn einem die Isländer giftige Blicke zuwerfen oder man wieder ganz des Bades verwiesen wird.
Meistens hängen in den Duschräumen Hinweisschilder, die sehr eindeutig darüber Auskunft geben, welche Körperregionen bei der Dusche eine besondere Aufmerksamkeit verlangen. Nach dem Duschen geht es in die Badeklamotten (nackt baden mögen die Isländer übrigens nicht) und der Badespaß kann beginnen. Wenn man das Schwimmbad wieder verlassen möchte, muss man sich an Zone 3 erinnern. In diesem Übergang von Dusche zu Umkleide hat man beim Betreten sein Handtuch hinterlegt. Und hier trocknet man sich auch ab. Die Umkleide wird erst wieder mit trockenen Füßen betreten. Keiner will seine Strümpfe auf einem tropfnassen Boden anziehen.
Zusammenfassend kann man sagen:
- gehe nicht in Schuhen in die Umkleide
- lasse beim Duschen nicht die Badesachen an
- verlasse die Dusche nicht ungewaschen
- gehe nicht tropfnass zurück in die Umkleide
Die Schuhe anlassen, wenn man das Heim eines Isländers betritt
Bleiben wir bei den Schuhen. Sollte man von einem Isländer eingeladen sein, von einem Isländer über Airbnb eine Wohnung, Haus oder Zimmer gemietet haben oder in einem Gästehaus untergekommen sein. Für alles gilt im Zweifel: Schuhe aus, wenn man die Wohnung betritt. Lasse nie die Schuhe an und stampfe damit in die vier Wände eines Isländers. Es ist allgemeine Gewohnheit, dass man seine Schuhe beim Betreten der Wohnung auszieht.
Über Walfang diskutieren
Man wird feststellen, dass man sich mit Isländern gut unterhalten kann. Gut, es braucht unter Umständen ein wenig Zeit, bis man tief gehende Gespräche führt. Aber der Isländer redet gerne über sein Land und möchte gerne erfahren, wie einem sein Land gefällt. Doch eines sollte man vermeiden. Fange nie eine Diskussion über Walfang an. Eine Pro/Contra Diskussion wird zwar auch in Island geführt. Es ist aber ein Unterschied, ob diese unter Isländern oder von Ausländern geführt wird. Walfang ist in Island kulturell anders belegt, das sollte man als Gast respektieren.
Isländer duzen, wenn man deutsch mit ihnen spricht
Trifft man auf einen Isländer, der deutsch spricht, sollte man ihn nicht einfach duzen. Im isländischen gibt es zwar kein „Sie“ in dem Sinne, doch deutsch sprechende Isländer sind sich dieses Unterschiedes bewusst.
Absperrungen an Naturschauplätzen missachten
Islands Natur ist ursprünglich und soll es bleiben. Daher ist es unabdingbar, als Besucher diesen einzigartigen Naturschauplätzen den nötigen Respekt zu zollen. Man übertritt keine Absperrungen, auch nicht, wenn diese so ausgelegt sind, dass man sie nicht überwinden könnte. Absperrungen haben immer einen Grund. Entweder um die besonders empfindliche Vegetation oder um Menschen vor Gefahr zu schützen.
Vögel, insbesondere brütende oder andere Tiere stören
Man stört keine Vögel oder anderen Tiere, denen man in der freien Natur begegnet. Das Fotografieren und Filmen an Nestern gefährdeter Vogelarten ist sogar unter Strafe verboten.
Die Brandung unbeobachtet lassen
Es gibt Gefahren, die nicht mit Absperrungen oder Warnhinweisen versehen sind. Wobei für eine spezielle Gefahr durchaus oft Warnschilder angebracht sind, die aber meistens unbeachtet bleiben. Bei starkem Wellengang besteht an bestimmten Stränden, zum Beispiel bei Reynisdrangar in der Nähe von Vík oder am Djúpalónssandur, die Gefahr plötzlicher auflaufender Wellen. Diese haben so manchen Touristen schon die Füße unter den Beinen weg gezogen. Leider sind auch Todesopfer zu beklagen, da die Wellen so einen Sog mit sich bringen, dass es auch schon Menschen ins Meer gezogen hat. Welche Gefahr von diesen Wellen ausgeht, kann in folgendem Video gesehen werden. Lasse also nie das Meer aus den Augen bei starker Brandung.
Seine Notdurft irgendwo verrichten
Ein weiteres „No Go“ steht mit dem Titelbild dieses Artikels in Verbindung. Leider traurige Wahrheit ist, dass im letzten Jahr vermehrt wildes Camping zu beobachten war und so mancher Tourist sein Geschäft ins Freie gemacht hat. Dies hat zu einer regen Diskussion in Island geführt und manch einen Landbesitzer dazu bewogen, sein Land für die Öffentlichkeit zu sperren oder Hot Pots unbrauchbar zu machen. Findige Isländer haben deswegen das oben abgebildete Hinweisschild erfunden und an den Plätzen angebracht, an denen sich Touristen „unsachgemäß“ erleichtert haben.
Querfeldein offroad fahren
Islands Natur ist durch viele Straßen erschlossen, oft sind diese nur Schotterpisten der unterschiedlichsten Qualität und teilweise nur mit Fahrzeugen mit Allradantrieb oder geländefähigen Fahrzeugen befahrbar. Offroad fahren im klassischen Sinne, also das Fahren auf unbefestigter Strecke querfeldein, ist in Island strengstens verboten und wird mit empfindlichen Strafen versehen. Die Narben, die ein Fahrzeug in der Natur hinterlässt, brauchen Jahre bis Jahrzehnte, bis diese wieder verheilt sind. Und wenn die Isländer Straßen sperren, dann meinen sie das ernst, auch wenn einen ein kleines Schild und Steine nicht zwingend vor der Weiterfahrt hindert.
Überall in der Landschaft Steinhügel bauen
In früheren Zeiten wurden Wege mit Landmarken aus Steinhügeln versehen, damit auch bei schneebedeckter Landschaft oder Nebel die notwendige Orientierung gegeben war. Diese findet man noch an vielen Stellen in Island. Bei den Touristen hat sich in den Köpfen eine Nachahmungswut zu einem Wettkampf ausgebildet und teilweise mit der Mär verbunden, dass das Bauen dieser Steinhügel Glück bringen soll. Das ist mitnichten gegeben. Die unzähligen, teilweise in Feldern gebauten Steinhügel sind bei den Isländern extrem unbeliebt. Erst kürzlich wurde unter viel Aufwand das von Touristen geschaffene Steinhügelfeld bei Þingvellir komplett abgebaut. Das Bauen dieser Steinhügel sollte man also einfach lassen. Besonders verärgert sind die Isländer, wenn die echten Landmarken mit zusätzlichen Steinen versehen werden. Die Steinmarken sind historisches Kulturgut!
Islands Natur und Schauplätze zu seinem eigenen Nutzen missbrauchen
Selbsternannte Künstler, die glauben, Islands Natur für sich und ihre „Kunst“ nutzen zu können, hat es leider in der jüngsten Vergangenheit immer wieder gegeben. Sei es der Künstler der dachte, es wäre doch Kunst, den Strokkur rosa einzufärben. Oder den Künstler, der unmotiviert Dinge mit Farbe beschriftet hatte. Oder die unzähligen Graffiti-Sprayer, die verlassene Häuser oder andere verlassene Objekte wie das Flugzeugwrack in der Sólheimasandur mit ihren Graffitis in ihrer Unberührtheit entjungfern. Diesen Künstlern sei gesagt, dass die Isländer sehr tolerant sind. Aber nicht bei diesen Dingen.
Wetterwarnungen missachten
Die Wetterbedingungen in Island sind sehr wechselhaft und können extrem werden. Dichter Nebel, Starkregen und vor allem Sturm mit Orkanstärke kann für Reisende sehr gefährlich werden. Vielen Touristen fällt es schwer, das ernst zu nehmen, da sie die Gefahren von ihrer Heimat nicht kennen. Aber in Island ist es ernst zu nehmen. Zerstörte Wohnmobile und beschädigte Fahrzeuge durch umherfliegenden Sand oder Steine können teuer werden. Vor allem, wenn es sich um einen Mietwagen handelt. Aber neben materiellen Schäden sollte einem die eigene Unversehrtheit wichtig genug sein, um regelmäßig den Wetterbericht zu verfolgen, zum Beispiel auf der Seite des isländischen meteorologischen Instituts.