Zum ausklingenden Winter meldet sich die Isländerin Sóley mit ihrem dritten Soloalbum Endless Summer zurück, das im Mai 2017 bei Morr Music erscheint. Geschrieben und aufgenommen über einen Zeitraum von 12 Monaten mit ihrem langjährigen Freund Albert Finnbogason, stehen ihr Klavierspiel und ihre Stimme noch immer im Mittelpunkt der Kompositionen – aber es fällt mehr Licht darauf, anderes Licht. Und es schwingt mehr Zuversicht darin mit. Obwohl das neue Album den Titel Endless Summer trägt, findet man auch in diesen neuen Stücken dezente Schatten und melancholische Momente, wie man sie von Sóleys Vorgänger-Alben und -EPs kennt. Doch während auf dem zuletzt veröffentlichten Album Ask The Deep gewichtige Synthesizer und Moll-Tonlagen noch absolut tonangebend waren, hat die Multiinstrumentalistin sich dieses Mal ganz bewusst für eine andere Grundstimmung entschieden:
Ja, die Kernidee für dieses Album kam mir eines Nachts im Januar 2016; ich wachte mitten in der Nacht auf und notierte auf einem Zettel: ‘Schreib dieses Mal was über Hoffnung und den Frühling.’ Gleich danach malte ich mein Studio bunt an, gelb und violett, kaufte mir einen Flügel und begann mit der Arbeit.
Überraschende Arrangements, zum Teil opulenter und für ein kleines Orchester geschrieben, gibt es hier in unterschiedlichster Form: Schon der Eröffnungssong „Úa“, benannt nach ihrer kleinen Tochter, erinnert bisweilen sogar eher an Joanna Newsom oder Agnes Obel. „Birds“, auf dem Vorgängeralbum noch geschunden und ohne Federkleid vertreten, fliegen auch wieder durchs Bild, das dank viel Hall ganz leicht über dem Boden zu schweben scheint. Inklusive eigenem Intro kommt „Never Cry Moon“ daher, bei dem ihr Klavierspiel schließlich vollends von Klarinette, Posaune und Cello umspült wird.
Insgesamt klingt in diesen acht neuen Stücken eine Gewissheit an, die vorher nicht in dieser Form in ihrem Sound zu finden war: Ein anderes Grundvertrauen vielleicht, eine Einsicht in die Zyklen des Lebens – oder doch einfach die Umsetzung dessen, was sie sich da nachts notiert hat. Und auch das kindliche Staunen in ihren Songtexten – schon immer eines ihrer Markenzeichen – ist hier in leicht abgewandelter Form zu hören: Es ist bloß kein Staunen mehr über Alptraumszenarien, sondern eher ein Staunen über das Leben selbst. Passend dazu findet sie auf dem Titelsong „Endless Summer“, mit dem die neue LP ausklingt, auch besänftigende, versöhnende Worte, wenn sie fragt: „Did you see the stars?/Did you see the sun come up?/You can find me in the flowers/You can find yourself some peace.“
Endless Summer ist wie so ein isländischer Sommer: Immer an der Schwelle, immer im Werden, eher ein Geisteszustand, wenn alles aufhellt und darin doch noch immer ein Überbleibsel vom Winter mitschwingt. Es ist eine kurze Eruption, ein Moment, in dem sich das Licht seinen Weg zurück bahnt.
Label: Morr Music
mm 154
Erhältlich u.a. bei Amazon.